Ganz sicher sind Situationen denkbar, bei denen eine selbständige Vollbremsung Leben rettet. Aber auch das Gegenteil ist denkbar.
Erlebtes Beispiel: Ich möchte aus einer Einmündung nach links in eine Vorfahrtsstraße mit relativ hoher Verkehrsdichte abbiegen. Von links kommt ein Wagen und blinkt nach rechts, will also kreuzungsfrei zu mir in meine Nebenstraße abbiegen. Meine Chance auf eine Lücke, auch wenn hinter dem Abbieger ein weiteres Fahrzeug kommt und auch von rechts (noch weiter weg) eines. Ich gebe Strom, was mit Gebimmel und spürbarem Widerstand im Pedal (zum Glück nicht Vollbremsung) quittiert wird. Der Abbieger wurde als Querverkehr, der mich gleich rammt, erkannt.
Ich hatte heute morgen exakt dasselbe Erlebnis. Will links abbiegen aus einer Nebenstrasse und von links kommender Verkehr in die Strasse, aus der ich abbiege. Rechts von mir war frei, bin also in die Kreuzung reingefahren, weil der Rechtsabbieger (von mir aus links) blinkte und die Geschwindigkeit verringerte. Sofort Gebimmel und Textnachrichten, die man in der Situation unmöglich lesen kann, weil viel zu klein. Allerdings kein Brems- oder Lenkeingriff. Der andere bog dann links von mir in die Nebenstrasse ein, während ich auf die Hauptstrasse fuhr.
So wie ich es erlebt habe, ist es im Prinzip ok, weil nur eine Warnung kam. Dieser ganze Level xy Kram ist Quatsch solange der Fahrer sowieso die Verantwortung hat und gerade in solch einer Situation möchte ich nicht, dass das Auto selbstständig lenkt oder bremst. Warnung ok, aber mehr nicht. Das zeigt m.E. das Dilemma des autonomen Fahrens. Das Auto ist im Prinzip ein wahnsinnig dummer Computer, der überhaupt kein situatives Gespür hat und der menschlichen Denkweise haushoch unterlegen ist. Er handelt nach Algorithmen, die ja ironischerweise Menschen programmiert haben, und handelt nach Schema F. Vielleicht bringt KI irgendwann mehr Pepp rein, aber Lenkeingriffe unter den gegebenen Umständen find ich ziemlich risikobehaftet.