Ich finde das Bedienkonzept für essenzielle Fahrfunktionen beim EX30 auch teilweise grenzwertig gelöst:
Zum Beispiel der "digitale" Blinkerhebel: Hat man früher gefühlt, dass der Blinkerhebel eingerastet ist und beim Rausfahren aus der Kurve wieder in seine Ausgangsposition zurückgekehrt ist, so ist es im EX30 ein "lebloser" Gegenstand. Manchmal weiß ich nicht so richtig, ob der Blinker schon oder noch an ist, wenn ich in die Kurve oder aus der Kurve hinein oder heraus fahre. Das sehe ich nur durch den Blick auf das Display. Im schlimmsten Fall höre ich nicht mal das akustische Blinkersignal, da es manchmal softwareseitig nicht durchgehend wiedergegeben wird. Es ist mir schon einige Male passiert, dass ich den Blinker nochmal eingeschaltet habe oder ihn in die Gegenrichtung vermeintlich "ausgeschaltet" habe, weil mir aus dem Gefühl heraus nicht klar war, ob er noch an oder aus ist.
Auch der Gangwahlhebel ist so ein "lebloser" Gegenstand. Ohne den Sicherheitsblick auf das Display wird man nicht erfühlen, ob man P, D oder R eingelegt hat und schon gar nicht ob man in N geschaltet hat wenn man es braucht (z.B. für die Waschstraße).
Ich bin schon häufig in meine Garage gefahren und dachte mir kurz vor dem Aussteigen: "Hab ich jetzt in P geschaltet oder ist das Fahrzeug noch in D und fährt gleich gegen die Mauer wenn ich die Bremse jetzt loslasse?" Da hilft nur der Sicherheitsblick ins Display auf die Gangwahlanzeige. Das akustische Warnsignal des laufenden (Verbrennungs-)Motors gibt es beim Elektrofahrzeug ja praktisch nicht mehr. Wenn man mal in Gedanken wäre und D eingelegt bleiben würde und man die Abstandspiepsertöne und die zugehörige Displayanzeige nicht beachten würde, dann könnte es schon sein, dass man einfach mal ruckartig nach vorne fährt, wenn man die Bremse loslässt. Analog ebenso nach hinten.
Und daran muss man sich tatsächlich erst beim EX30 (und wahrscheinlich manch anderem modernen Auto) gewöhnen. Es läuft ALLES über das Zentraldisplay. Ohne dieses wird man teilweise nicht in Erfahrung bringen, welche zentrale Fahrfunktion des Fahrzeugs gerade wie eingestellt ist.
So wie in "analogen" Fahrzeugen vielleicht viele Informationen ertastet werden konnten und man diese haptischen Informationen erlernt hat, in Bruchteilen von Sekunden abzurufen (zu erfühlen), so muss man jetzt umdenken/umlernen und diese Informationen vom Display, der zentralen (und einzigen) Informationsquelle, durch visuelle Informationen abrufen.
Die Frage, die man sich selbst stellen muss, ist dann, ob man damit klarkommt und umlernen will oder vielleicht doch ein anderes Fahrzeug wählt, das besser dem eigenen Stil entspricht.
Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass man den ein oder anderen kleinen Fehler macht, wenn man ohne haptische Informationen zu Blinkerrichtung nicht hat oder eine zusätzliche Gedenksekunde einlegen muss, um die Fahrtrichtungseinstellung im Display zu kontrollieren.
Dennoch finde ich den Einwand von diego48 schon richtig, dass auch Volvo (wie andere Hersteller) technische Vorsichtsmaßnahmen treffen könnte und sollte, damit hier Fehler durch Unachtsamkeit vermieden werden. Es geht technisch, also sollte man es zur Sicherheit auch machen - gerade wenn es um mehr also nur Sachschäden geht. Wenn man dem Durchschnittsbenutzer (Oma, Opa, Mama, Papa, Fahranfänger/in etc.) das Gefühl für das Fahrzeug und dessen Funktionen wegnimmt, dann muss man technisch entgegenwirken - sei es durch ABS, ESP,...., Spurhalteassistenten, Notfallbremsassistenten etc.
Für mich steht fest: Nach der noch einige Zeit laufenden Erfahrung mit dem EX30, werde ich mir für mein nächstes Fahrzeug ganz genau überlegen, ob ich doch mehr (analoge) Rückkopplung vom Fahrzeug brauche oder mit dem (digitale) Fahrgefühl des EX30 auch für ein zukünftiges Fahrzeug klarkomme. Noch bin ich mir darüber nicht schlüssig geworden.